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Mittwoch, 16. September 2009

Bedingungsloses Grundeinkommen - eine Idee, deren Zeit gekommen ist?

Als ich zum aller ersten Mal von dieser Idee im Fernsehen hörte, war meine erste Reaktion: "Eine schöne Utopie, die ich höchstwahrscheinlich nicht erleben werde!" Ich hielt die ganze Idee für schön, aber nicht finanzierbar.

Dann las ich einen Blogbeitrag von Barbarella und kaufte mir danach ein Hörbuch von Götz W. Werner, Gründer und Chef der Drogeriemarkt-Kette dm und nicht nur Unternehmer, sondern auch Antroposoph, Träger des Bundesverdienstkreuzes und Vordenker.

Vorgestern hatte ich nun Gelegenheit ihn persönlich auf einem Vortrag über das Bedingungslose Grundeinkommen kennenzulernen. Wie bereits beim Hörbuch war ich begeistert über seinen Vortrag, der die Zuhörer zum Mitdenken und Nachdenken anregt.

Sehr klar hält er uns den Spiegel unseres Denkens vor und bringt uns dazu Arbeit und Einkommen einfach mal zu trennen. Wir Menschen haben uns langsam vom Selbstversorger zum Fremdversorger entwickelt. Während vor nicht all zu langer Zeit rund 60 % der Bevölkerung noch in der Landwirtschaft tätig war, ist es heute nur noch ein Bruchteil.

Heute ist es so, dass wir in allem was wir tun, jemanden bedienen. Gleichgültig was wir kaufen bzw. konsumieren, hinter jedem Produkt steckt eine mehr oder weniger lange Wertschöpfungskette, von der viele Menschen profitieren, sobald wir für das Produkt bezahlen. Die Globalisierung der Märkte übt einen massiven Druck auf die Preise aus und zwingt die Unternehmen zu immer mehr Effizienz. Noch nie wurden mit so wenig Aufwand so viele Produkte produziert. Zunehmende Automatisierung und die damit verbundenen Rationalisierungen steigern die Produktivität, während Dienstleistungen jeglicher Art im Vergleich dazu kaum noch bezahlbar sind. Die Verwaltung der Arbeitslosigkeit frisst jene Ressourcen, die für Bildung, Pflege und Kulturprojekte fehlen.

Die Politik erzählt uns immer noch das Märchen von der Vollbeschäftigung, doch im Hintergrund und an der Basis haben viele Politiker diese grundlegende Problematik bereits erkannt und diskutieren diese These offen. Und es ist die FDP, die das Bürgergeld einfordert, nicht in dem Maße wie es dieses Konzept vorsieht, doch es geht in etwa in die Richtung.

Es ist nicht leicht, sich von den Bildern der klassischen Ökonomie zu befreien und ergebnisneutral den Thesen von Götz W. Werner nachzugehen. Sein Bestreben ist es, die Gesellschaft so zu verändern, dass wir nicht mehr arbeiten müssen, sondern Arbeit als die persönliche Herausforderung zu persönlichem Wachstum sehen.

Wir leben heute in einer Überflussgesellschaft mit gesättigten Märkten. Die Wirtschaft setzt ihre Prioritäten auf stetiges Wachstum, Investitionen werden im Hinblick auf steuerlichen Vergünstigungen, Rentabilität und Share Holder Value getätigt. Der Mensch wird als Ressource betrachtet, die jederzeit austauschbar ist. Damit wir aber diese Produkte kaufen können, brauchen wir ein Einkommen. Wir sind immer noch davon überzeugt, dass wir für unsere Arbeit bezahlt werden, doch Götz W. Werner führte uns vor Augen, dass dies ein Trugschluss ist. Wir werden deswegen bezahlt, weil wir mit unserem Arbeitgeber einen Vertrag abgeschlossen haben! Und kennen wir das nicht alle? Die sogenannten Leistungsträger und die Einkommensempfänger. Kollegen, die sich aus dem inneren heraus motivieren können und andere, die ihre Arbeit lustlos tun, damit sie jeden Monat ein Gehalt auf ihr Konto bekommen. Fragt man dann diese demotivierten Mitarbeiter, kommt oft die Antwort, "Ich würde gerne was ganz anderes machen, aber ich kann nicht, ich brauch das Geld!"

Unsere Gesellschaft basiert heute auf dem Grundsatz " Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen." Ist das aber wirklich die Gesellschaft, die wir wollen? Paragraph 1 des Grundgesetzes lautet: "Die Würde des Menschen ist unantastbar". Unsere Gründerväter haben sich etwas Wichtiges dabei gedacht, als sie diesen Satz ins Grundgesetzt schrieben. Nämlich die Gesellschaft, Wirtschaft und die Politik sollen den Menschen in den Mittelpunkt ihres Handelns stellen. Heute ist es das "Goldene Kalb" Wirtschaftswachstum, um das wir tanzen. Koste es was es wolle und wider besseren Wissens. Dabei verdienen die wenigsten sehr viel und die Mehrheit bleibt auf der Strecke. Das Bedingungslose Grundeinkommen wäre die Basis für ein Leben in einer Gesellschaft, in der es um den Menschen geht.

In einer Gesellschaft mit einem bedingungslosen Grundeinkommen würde sich gar nicht so viel verändern. Nicht die Arbeit würde dann besteuert werden, sondern der Konsum. Alle anderen Steuern und Subventionen würden entfallen. Damit wären für Dienstleistungen, Bildung und Kultur wieder Mittel frei. Denn hat man nur eine Konsumsteuer, braucht man auch keine Verwaltung, die Hartz IV-Empfänger, Steuersünder und Unternehmen menschenunwürdig kontrolliert und gängelt. Schwarzarbeit gäbe es dann nicht mehr, Unternehmen könnten frei ihre Visionen verfolgen.

Eines hat mich dabei doch sehr beeindruckt. Götz W. Werner hält so ziemlich gar nichts von Boni und Prämien, denn sie werfen seiner Meinung nach den Mitarbeiter auf sich selbst zurück. Der Mitarbeiter hat mit dem Versprechen von Boni dann nicht mehr das Wohl des Unternehmens im Fokus, sondern die Erreichung seiner definierten Ziele, um an seine Boni zu kommen. Ob im Laufe der Zeit diese Ziele zum Wohle des Unternehmens sind, wird nicht mehr betrachtet. Um das zu vermeiden setzen die Unternehmen auf kurzfristige Wachstumsziele. Doch das bringt ein Unternehmen auf Dauer nicht weiter. In diesem Klima können keine großen Innovationen entstehen. Denn hätte Gottlieb Daimler und Karl Benz einen Business Case für ihre Erfindungen gerechnet, würden wir heute immer noch mit Pferdekutschen herumfahren. Das Bedingungslose Grundeinkommen würde Boni und Prämien ad absurdum führen.

Bei der anschließenden Diskussion kam die klassische Frage, aber wer würde dann noch arbeiten wollen? Die Deutschen, ein Volk von Arbeitsscheuen, von Faulenzern? Er reagierte souverän mit einer Gegenfrage: "Was würden Sie denn tun, wenn für ihr Einkommen gesorgt wäre? Ein kleines Einkommen, mit dem Sie zwar sehr bescheiden, aber menschenwürdig leben könnten?" Der Fragesteller konnte dazu nichts mehr sagen. Ich persönlich würde vielleicht etwas anderes tun, aber ich würde immer etwas tun. Und ich bin davon überzeugt, alle Menschen würden etwas tun, denn der Mensch an sich, ist von seinem Wesen her kreativ. Und selbst die Arbeitsscheuen unter uns würden etwas tun, denn allein die Lust zum Konsum, bringt die Menschen dazu sich weiterhin zu betätigen.

Nach diesem Vortrag bin ich davon überzeugt, dass das Bedingungslose Grundeinkommen machbar ist. Diese Finanzkrise zwingt jeden von uns, umzudenken und neue Wege zu gehen. Da die Idee uralt ist, gibt es auch eine weltweite Bewegung für diese Idee. Diese Idee wird von vielen Politikern bereits ernsthaft diskutiert. Und nichts ist weniger aufzuhalten, wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist.

Werde mich noch etwas stärker mit dieser Idee auseinandersetzen. Hab mir dazu zwei seiner Bücher gekauft, wobei ich das erste noch verschenken werde.



Einkommen für alle












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